kmkb - Sich als Künstler selbständig machen

Sich als Künstler* selbstständig machen:
Spagat zwischen Freiheit, Existenzsicherung und Kommerz

17/08/2023

Der selbständige Künstler* und sein künstlerisches Schaffen

Die Welt der Kunst inspiriert. Dabei handelt es sich nicht nur um einen Ort, an dem das Talent des Künstlers* und des Rezipienten* aufeinandertreffen. Es ist vielmehr ein Ort des Marktes, der Gesetzen und Strukturen folgt, die wenig mit Schaffensprozessen in Einklang zu bringen sind. Will ein Künstler* seine Existenz durch seine künstlerische Arbeit sichern, ist er auf vielen Ebenen herausgefordert. Die erste Hürde ist vielleicht der Schritt in die Selbstständigkeit. Hier folgen ein paar Gedanken, sollten Sie sich als Künstler* selbstständig machen.

Der Künstler* als Universalgenie – Creativity meets Business

Können Künstler*, unabhängig von äußeren Einflüssen, ihre Vision vollständig ausleben und ihre Werke nach ihrem eigenen Stil und ihrer eigenen Ästhetik gestalten, so sind sie doch wirtschaftlichen Zwängen unterworfen. Auf der einen Seite ist es ihnen möglich, im Rahmen ihres künstlerischen Freiraums Grenzen zu überschreiten, neue Techniken auszuprobieren und sich stetig weiterzuentwickeln. Andererseits erfordert es phasenweise die Überwindung finanzieller Unsicherheit, bis vielleicht ein stabiles Einkommen erzielt werden kann. Künstler* müssen innovative Wege finden, um ihre Werke zu verkaufen. Sind die Vernetzung im Betrieb und der Verkauf durch Galerien, Ausstellungen oder den direkten Verkauf an Sammler der passende Rahmen, oder vielmehr die Online-Präsentation und der damit verbundene eher anonyme Verkauf? Im Zeitalter digitaler Formate und Währungen ist ein breites Wissen über die Möglichkeiten digitaler Märkte erforderlich. Ein grundlegendes Verständnis der marktrelevanten Dynamiken und Trends, wie z. B. der Digitalisierung oder Künstlicher Intelligenz bietet Chancen der Marktteilhaberschaft. Viele Wege ermöglichen es Künstlern* unterschiedliche Einnahmequellen zu erschließen, sei es durch Auftragsarbeiten, die Gestaltung und Durchführung von Workshops, öffentliche Förderungen wie Stipendien oder durch Crowdfunding.

Ein kompromissloser Weg – Authentizität als Grundstein zur finanziell erfolgreichen Künstlerschaft*

Gelingt es dem Künstler*, mit seinem Schaffen Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit in einer Nische des Kunstmarkts zu finden, steht einer finanziell abgesicherten Existenz als Künstler* nichts mehr im Weg. Das geling jedoch nur, wenn die künstlerische Aussage, bzw. das künstlerische Schaffen auf Wahrhaftigkeit basiert. Der authentische Künstler*, der durch sein Werk erkennbar ist, wird für die Kunst- und Kultursinnigen wahrnehmbar.

Gute Beispiele zum Thema künstlerische Freiheit und finanzieller Erfolg sind die Werke der Künstler Jean-Michel Basquiat (Malerei), Jane Campion (Beitrag “Scheitern inklusive – Ein Portrait der Regisseurin Jane Campion”) oder Analivia Cordeiro (Video- und Computerkunst, Tanz). Bei den genannten Künstlern* hat der persönliche künstlerische Ausdruck auch dem Bedarf, bzw. dem „Zeitgeist“ des Marktes entsprochen.

Welche Kräfte wirken hier?

Die Einzigartigkeit des künstlerischen Ausdrucks manifestiert sich in den Werken des Künstlers*. Sie bilden einen Resonanzraum und fungieren als Träger eines durch den Künstler* bzw. seine Kunstwerke vermittelten Wertesystems. Ist dieses glaubhaft, ist das Potenzial einer reichweitenstarken Resonanz gegeben. Der durch mediale Schlagzeilen, Memes und Re-Posts belebte Kunstmarkt wiederum reagiert seinerseits mit einer Zuschreibung von Werten, die den Künstler* bzw. seine Werke als Produkt/Marke beschreiben und attraktiv machen (sollen).

Der selbstständige Künstler* im Spannungsfeld zwischen Existenzsicherung und künstlerischer Arbeit

Den Markt bedienen und im Ausgleich künstlerisch anspruchsvolle Projekte realisieren.

Der Künstler* steht mit seinem Schaffen stets in einem Spannungsbogen zwischen der Wahrnehmung des Marktes und seiner Selbstdefinition. Ein Weg, den Widerständen zu trotzen und schwer zu finanzierende Kunst zu realisieren, liegt darin, die Mechanismen des Marktes für sich zu nutzen. In der Filmbranche machten und machen verschiedenste Künstler* sich ein Prinzip zu eigen: Produziere für die Masse und nutze die Einnahmen für persönliche und schwer zu finanzierende Projekte, die den eigenen künstlerischen Anspruch erfüllen. Diesem Prinzip folgte u. a. auch Clint Eastwood. Als Schauspieler wurde er in Europa in Italo-Western der 1960er Jahre bekannt, in den 1970er und 1980er Jahre waren es Actionfilme. Er wurde früh sehr erfolgreich und begann, finanziell unabhängig daraufhin auch bald als Regisseur, Produzent und später auch als Komponist, anspruchsvolle Filme mit einer persönlichen Note, die oft in leisen Tönen die Geschichten von Menschen, die am Rand der Gesellschaft ihren Platz einnahmen, zu produzieren.

Alternative Teilzeitanstellung, Mini- oder Midijob – Raum für die künstlerische Entwicklung

Wenn man das finanzielle Risiko während der Existenzgründung als Künstler* minimieren möchte, kann eine Anstellung im Rahmen einer Teilzeit-Beschäftigung die nötige finanzielle Sicherheit bieten. Über die Teilzeit-Beschäftigung ist der Künstler* kranken- und sozialversichert. Der dadurch entstehende Freiraum für das künstlerische Schaffen kann nun genutzt werden, um die Existenzgründung oder die Selbstständigkeit als Künstler* voranzutreiben. Ein Minijob bietet im Vergleich zur Teilzeit-Anstellung nur eine geringe finanzielle Absicherung, da der Minijobber* (Verdienste bis € 520) nicht kranken- oder sozialversichert ist. Ein Midijob hingegen (€ 520 – 2000 Verdienst) bietet mit einer inklusiven Kranken- und Sozialversicherung ein höheres Maß an Absicherung. Quereinsteiger* in den künstlerischen Beruf profitieren in den meisten Fällen von ihren vormaligen Fachausbildungen, da eine Nebentätigkeit in einem qualifizierten Beruf höhere Verdienste ermöglicht. Der positive Aspekt eines Brot-Jobs für die Existenzsicherung als Künstler* ist die damit verbundene Erfahrung, im praktischen, wie auch im künstlerischen Sinn. Fähigkeiten, z. B. in der Metallverarbeitung können für skulpturale Kunst wie auch im Maschinenbau genutzt werden. Kenntnisse in der Datenverarbeitung sind als Mittel in der Visual Art ebenso gefragt. Der Job in einem sozialen Bereich kann beispielsweise inspirierend für das eigene Buchprojekt eingesetzt werden.

Finanzielle Besonderheiten für selbstständige Künstler* in den Freien Berufen – mit der KSK Kosten sparen

Sollte das künstlerische Schaffen in den Bereich der Freien Berufe fallen, Qualifikation und Gestaltungshöhe berücksichtigt, so kann der Künstler* die Dienste der KSK, der Künstlersozialkasse in Anspruch nehmen. Das schafft zusätzlichen Freiraum, da das Einkommen aus künstlerischer Tätigkeit oft schwankend und meist gering ausfällt.

Die KSK, bzw. Künstlersozialkasse gehört der Unfallversicherung Bund und Bahn an. Mit der Einrichtung der KSK wird die kreativ-schöpferische Aufgabe von Künstlern* als wichtig für die Gesellschaft anerkannt. Künstler* aus den vier Kunstsparten Wort, Bildende Kunst, Darstellende Kunst und Musik, einschließlich Design oder Publizistik können sich bei ihr sozialversichern lassen. Die Versicherungsbeiträge bei der KSK fallen geringer aus, da die KSK einen Teil davon selbst trägt, bzw. wie ein Arbeitgeber aufstockt. Das Arbeitseinkommen des Künstlers*, das als Grundlage für die Berechnung der Beiträge dient, (abzüglich der Betriebsausgaben) wird am Jahresende vom Künstler* für das folgende Jahr geschätzt und bei der KSK gemeldet.

Mehr zur KSK in unserem Beitrag „Wichtige Aspekte zur Existenzgründung in der Kultur- und Kreativbranche“

Ein Stipendium als Förderung von (Vollzeit-)Künstlern*

Stipendien unterstützen Künstler* finanziell und sind speziell für Personen in den künstlerischen Bereichen wie Darstellende Kunst, Bildende Kunst, Musik, Literatur. Sie geben Künstlern* die Möglichkeit, ihre kreativen Projekte umzusetzen, sich weiterzuentwickeln und sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, ohne sich ausschließlich auf Einkommen aus ihrer künstlerischen Tätigkeit verlassen zu müssen.

Stipendien werden von Stiftungen, Kulturfonds, öffentlichen Institutionen, privaten Organisationen oder anderen Kunstförderern angeboten. Die genauen Bedingungen und Auswahlkriterien können von Stipendium zu Stipendium unterschiedlich sein. Manche Stipendien sind auf bestimmte Kunstformen, bestimmte Zielgruppen oder bestimmte Themenbereiche spezialisiert.

Verschiedene Ausgaben des Künstlers* können durch ein Stipendium gedeckt werden, wie zum Beispiel Lebenshaltungskosten, Mietkosten für Ateliers oder Proberäume, Materialkosten, Reisekosten für künstlerische Forschungen oder Auftritte sowie Produktionskosten für künstlerische Werke. Dadurch erhalten Künstler* die Möglichkeit, sich verstärkt auf ihre künstlerische Arbeit zu konzentrieren und unabhängig von kommerziellen Zwängen ihre Projekte umzusetzen.

Neben den finanziellen Vorteilen eines Stipendiums können sie den Zugang des Künstlers* zu Netzwerken und Kontakten in der Kunstwelt erleichtern, den Austausch mit anderen Künstlern* und Fachleuten ermöglichen und zusätzliche Unterstützung in Form von Mentoring, Workshops oder Ausstellungsmöglichkeiten bieten. So bietet z.B. die Deutschlandstiftung Integration für Journalisten* und Schauspieler* mit Geh Deinen Weg ein Stipendien- und Mentoring-Programm, das auf begabte junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte ausgerichtet ist. Die Vernetzung Talentierter aus unterschiedlichen beruflichen Bereichen ist ein essenzieller Bestandteil des Programms.

Stipendien tragen dazu bei, die Vielfalt und den Fortschritt in der Kunstszene zu fördern und Künstlern eine finanzielle Sicherheit zu bieten, um ihre künstlerischen Visionen zu verwirklichen.

Übersicht Förderungen:

Next Level: Mit einem Netzwerk als selbstständiger Künstler* zusätzliche Potenziale nutzen

Sich als Künstler* mit der Unterstützung eines Netzwerks präsentieren und verkaufen.

Wurden die ersten kleinen Projekte realisiert und genug Material an Fotos und Videos produziert, die die eigene Kreativität, die künstlerische Handschrift und den persönlichen Gestaltungswillen abbilden, geht es nun an die Selbstvermarktung. Künstler* sind herausgefordert, ihre Werke effektiv zu präsentieren und zu vermarkten, sei es durch die Erstellung einer ansprechenden Website, die Nutzung von sozialen Medien oder die Teilnahme an Ausstellungen und Messen. Der Aufbau eines Netzwerks von Kontakten in der Kunstwelt und die Pflege von Beziehungen zu potenziellen Kunden, Sammlern und Galeristen ist ebenfalls von großer Bedeutung. Sponsoren können dabei helfen, Marketing-Material zu finanzieren. Sind sie als Maler* tätig, so bietet es sich beispielsweise an, den Druck des Veranstaltungsflyers für die nächste Ausstellung, bei Nennung des Sponsors von einem Mal-Utensilien-Geschäft, wie z. B. Gerstäcker oder Bösner finanzieren zu lassen.

Das persönliche Netzwerk zu anderen Künstlern wirkt auch unterstützend bei der Bewältigung administrativer Aufgaben und bürokratischer Hürden. Das Rad muss so nicht neu erfunden werden. Ressourcen wie den Steuerberater oder den Künstlercoach kann man sich teilen und günstige Konditionen aushandeln. Ein Künstler* kommt nicht umhin, vielfältige Fähigkeiten zu entwickeln, zu denen auch Interesse und Kenntnisse gehören, Finanzen zu verwalten, Verträge auszuhandeln, und möglicherweise Förderanträge zu stellen.

Diese Aufgaben können zeitaufwändig sein und von der eigentlichen künstlerischen Tätigkeit ablenken. Die beratende Unterstützung eines Netzwerks hilft dabei, finanzielle Risiken abzuschätzen. Mitgliedschaften bei Branchenverbänden sind zu empfehlen. Lernen Sie Ihre Branche kennen. Auf der Website der Bundesregierung zur Kultur- und Kreativwirtschaft gibt es einen Überblick über die Branchen.

Wollen Sie sich als Künstler* selbstständig machen?

Die berufliche Selbstständigkeit als Künstler* erfordert auch eine hohe Selbstdisziplin und Motivation. Ohne einen festen Arbeitsplan oder einen Vorgesetzten* kann es schwierig sein, sich selbst zu organisieren und kontinuierlich an Projekten zu arbeiten. Die Fähigkeit, sich selbst zu motivieren und produktiv zu bleiben, ist entscheidend.

Trotz dieser Herausforderungen bietet die berufliche Selbstständigkeit als Künstler* auch eine Vielzahl von Vorteilen, darunter künstlerische Freiheit, Flexibilität und die Möglichkeit, die eigene Leidenschaft zum Beruf zu machen. Durch den Umgang mit den Herausforderungen und das Aufrechterhalten einer positiven Einstellung können Künstler* ihren eigenen Weg zum Erfolg finden und ihre künstlerische Karriere vorantreiben.

Beratung und Coaching zu Fragen der Selbstständigkeit als Künstler*?

Sie haben sich schon entschieden den Weg des Künstlers* zu gehen und suchen Unterstützung auf Ihrem Weg? Unser Künstler*-Coaching unterstützt Sie, Fragen der Identität und der Profil-Bildung zu beantworten.

Unsere von der Bundesagentur für Arbeit geförderte Beratung für Künstler* hilft Ihnen bei Ihrer Existenzgründung in den künstlerischen, bzw. kreativen Berufen. Wir freuen uns, Teil Ihres Netzwerkes zu werden.

Noch Fragen?

Gerne beantworten wir Ihre Fragen per E-Mail oder bei einem Telefonat. Treten Sie in Kontakt. Gerne rufen wir Sie zurück.

Lust auf mehr?

Dann ist unser Newsletter das Richtige für Sie.

Melden Sie sich an und empfangen Sie zweiwöchentlich unseren Newsletter zu den Themen Kunst, Kultur, Medien und Design, sowie den kulturellen und wirtschaftlichen Aspekten der Kreativwirtschaft. Zudem informieren wir Sie über Neuigkeiten von kmkb als Netzwerk & Beratung für Künstler* und Kreative.

Ich stimmme den Datenschutzbestimmungen zu. Ihre E-Mail Adresse wird nur zum Versand unseres Newsletters und aktuellen Informationen über unsere Aktivitäten genutzt. Sie können jederzeit Ihre Zustimmung zurückziehen. Senden Sie uns eine E-Mail an info@kmkb.de oder nutzen unser Kontakt-Formular.
=