kmkb - Alles Retro, oder was?

Alles Retro, oder was?
Von Kultobjekten, Sammlerstücken und dem Reiz analoger Techniken

21/06/2023

Retro – eine kulturelle Strömung, die sich absichtlich rückwärts orientiert

Es ist unübersehbar. Gerade in den letzten 10-15 Jahren ist ein enormer Trend zu Vintage- und Retrodesigns entstanden. Ob in der Mode, bei Autos oder Möbeln, aber auch bei der Nutzung bestimmter Techniken in beispielsweise der Welt des Films, der Fotografie oder Musik. Eine kulturelle Strömung, die sich absichtlich rückwärts orientiert. Durch Rückgriffe auf Konzepte oder Stile vergangener Epochen werden ganze Kunstwerke oder Kulturleistungen hervorgebracht. In einer ganz eigenen Ästhetik. In einer Zeit, in der technologischer Fortschritt und Temposteigerung Hand in Hand gehen, halten augenscheinlich sehr viele Menschen an der Vergangenheit fest.

Ist es mehr als nur in nostalgischen Erinnerungen zu schwelgen, wenn man sich durch aus der Mode gekommene Farben, Formen, Muster und Techniken das Flair der Vergangenheit zurückholt? Erinnerungen an vermeintlich schönere Zeiten?

Es ist psychologisch erwiesen, dass wir Menschen uns positiver an Zurückliegendes erinnern, als es eigentlich war. Doch genau dieses Phänomen macht Vintage und Retro so beliebt: „Früher war alles besser“. Allerdings liegt selbst in der Generation Z Vintage, von Kleidung über Musik bis hin zu Games voll im Trend. Obwohl sie die Zeit, der diese Retroprodukte nachempfunden oder in der sie entstanden sind, gar nicht selbst erlebt hat.

Über all dem scheint eine Sehnsucht zu stehen. Die Sehnsucht nach Entschleunigung. Im wahrsten Sinne des Wortes der Wunsch, einen Gang zurückzuschalten, in dieser schnelllebigen, digitalisierten, KI-gesteuerten und damit auch cleaner gewordenen Welt. Die Sehnsucht nach Authentizität, Sicherheit, die uns bei der Bewältigung von Umbrüchen hilft, Berechenbarkeit und Kontrolle über das, was wir glauben, nicht mehr im Griff haben zu können. Viele kennen diese wohlig-warme Erinnerung an eine Zeit, in der alles etwas langsamer und weniger kompliziert zu sein schien. An Freiheit und Jugend. Ausgelöst durch Retro-Produkte, Musik von damals und Gegenstände aus der uns vertrauten Zeit. Der Wunsch nach Identifikation, die uns als Möglichkeit bei, oft unter schlechten Bedingungen hergestellten Massenprodukten fehlt.

Das Interesse an Vintage und Retroprodukten, sowie das Zurückgreifen oder Beibehalten analoger Techniken, im Gegensatz zu digitalen ist inzwischen auch in anderen Trends begründet. In Trends, in denen sich die Frage der Nachhaltigkeit von Produkten stellt. Wie geht man mit Ressourcen um? Genauso wie im Trend zum Minimalismus. Dazu später mehr.

Was genau ist Vintage und Retro überhaupt?

Beide Begriffe werden oft verwechselt, denn sie beschreiben jeweils den Stil vergangener Jahrzehnte.

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Während sich der Begriff Vintage auf die tatsächliche Entstehungszeit eines Möbelstücks oder der Kleidung bezieht und ein gewisses Alter haben muss (mindestens 20-25 Jahre. Wobei aktuell meistens die Design-Klassiker der 1950er, des sogenannten Mid-Century-Designs und 1960er Jahre, beginnend mit dem Art Déco zwischen 1920-25 gemeint sind), bezieht sich der Begriff Retro zwar auf den Stil und kann rein äußerlich so erscheinen, als sei etwas aus einer längst vergangenen Zeit, ist es allerdings nicht.

Retro, eigentlich „Retrospektive“ (rückwärts, zurück) sind Stücke, die sich auf die ursprüngliche Epoche des Stils beziehen. Man macht sich die früheren Stilrichtungen zunutze, um damit etwas Neues zu kreieren. Mit dem Begriff Retro wird also lediglich der Bezug zu einer oder mehreren Stilrichtungen aus der Vergangenheit hergestellt, das Design an sich ist jedoch ein neues, mindestens jedoch das Produkt ist neu.
In der Regel handelt es sich bei Retro-Möbeln oder Retro-Mode um neue Produkte, die prägnante Elemente eines bestimmten Stils imitieren, meist jedoch nicht in Gänze kopieren. Insbesondere Mid-Century-Designs erfreuen sich aktuell großer Beliebtheit. Innovativ, funktional, facettenreich und etwas experimentell ist gerade wieder besonders chic in der Welt der Inneneinrichtung und Architektur. Gute Beispiele hierfür sind z.B. der Nierentisch, Cocktailsessel oder Lounge-Chairs á la Eames, aber auch Tapeten und Stoffe mit geometrischen Mustern oder stilisierten Blumen und Rauten. Auch mit der Farbgebung wird das Retro-Design unterstrichen. Grundlage sind meist neutrale Farbtöne wie Cremeweiß, Grau oder Braun, aber auch die beliebten Pastelltöne der 1950er Jahre finden sich in den letzten Jahren immer häufiger unter Retro-Dekorationen, Küchenutensilien und vielem mehr wieder und versprühen ihren Retro-Charme.
(Quelle: www.vintasticworld.com)

Möbelstücke, die an vergangene Jahrzehnte erinnern, liegen bei Internetblogs und Möbelhäusern groß im Trend und besitzen inzwischen Kultstatus. Die Retrowelle hat auf die Einrichtung von Büros, Privatwohnungen und Bars Einfluss und lässt die „guten alten Zeiten“ wieder aufleben. Der Retro-Chic der Möbel wird durch echte oder nachgemachte Gebrauchsspuren hervorgerufen. Abgegriffene Oberflächen, verblichene Farben und kleine Kratzer sind keine Mängel, sondern gewollt.

Neben Film, Mode und Einrichtung auch die Rückkehr alter Technologien als eine Art Gegentrend zur Digitalisierung

Wir sehen filmische Porträts, die sogenannten „Biopics“ über große und uns wichtig gewordene Musiker aus vergangenen Zeiten. Bohemian Rhapsody, Rocketman und Stardust – nicht nur im Kino gibt es eine Welle der Nostalgie.

Neben Film, Mode und Einrichtung kehren auch Technologien zurück, die als eine Art Gegentrend zur Digitalisierung gesehen werden können. So hat das Hashtag „Schallplatten“ nicht nur über 100.000 Treffer bei Instagram, Vinyls vom Flohmarktbesuch hängen auch wieder an der Wand oder finden Platz im Regal. Es gibt Neuauflagen von Walkmans und auch das Klapptelefon erlebte mit Motorola Gleam ein Revival im Nostalgielook – ganz ohne GPS, Kamera oder hochauflösendes Display. Mittlerweile lassen Apps wie „Vintage Camera“ Retro-Farben auf dem Display aufleuchten. Es gibt wieder schnurgebundene Analog-Telefone mit Wählscheibe im Retro-Design zu kaufen. Fuji produziert Sofortbildkameras und Filme mit kleinem Bildformat. Die kommen nicht nur bei Nostalgikern, sondern auch bei der Generation Selfie gut an. Spiele-Publisher bringen Retro-Konsolen und Retro-Games heraus. Auch wenn neuere Technologien eine realistischere Spielerfahrung bieten, fühlen sich viele zu den alten Klassikern hingezogen. Trotz veralteter Grafik ist es Trend, sich in längst vergangene Zeiten mit Retro-Pixel-Games zu versetzen. Das zeigt auch der Ansturm auf Neuauflagen wie der 16-Bit Spielekonsole von Super Nintendo. Statt Playstation 4 heißt es heute wieder CS 64. Nicht alles, was sich in den verstaubten Fotoalben der Eltern präsentiert, ist schlecht. Ganz im Gegenteil: Viele Trendsetter schwelgen in der Schönheit des Gestern. (Quelle: suburban.de)

Analoge vs. digitale Fotografie

Der Reiz der analogen Techniken. Eine Frage der Ästhetik?

Die Generation „Selfie“ hat vielleicht von analoger Fotografie gehört, kann sich aber durch den Gebrauch digitaler Kameras mit qualitativ hochwertigeren Bildern auf kleinen Bildschirmen, ohne Fotopapier, ohne lange Entwicklungszeit, die sich zudem beliebig oft vervielfältigen und verbreiten lassen sicherlich schwer vorstellen, dass man dabei bis zu einer Woche warten musste, um seine Schnappschüsse begutachten zu können. Die digitale Fotografie hat die analoge überrollt. Heute verbindet man analoge Fotografie wohl eher mit alteingesessenen Fotoliebhabern*, die noch aus der eigentlichen Tätigkeit des Fotografierens eine Kunst machen und nicht aus dem Foto als Endergebnis.

Worum es bei den Unterschieden zwischen analoger Fotografie und digitaler Fotografie geht, sind grundsätzliche Unterschiede in der Erfassung und Speicherung der Bilder. Bei digitalen Aufnahmen werden die Bilder auf einem elektronischen Medium, wie auf einer Speicherkarte gespeichert und von dort auf Computer oder Festplatte übertragen.
Die Bilder können schnell digital nachbearbeitet, Farbe oder Schattierung geändert werden.

Analoge Fotografie dagegen findet auf lichtempfindlichem Filmmaterial statt, das in der guten alten Dunkelkammer, mit Hilfe verschiedener chemischer Flüssigkeiten entwickeln werden muss. Dass jeder Film nur maximal 36 Fotos gestattet, kann man sich heute nur noch schwer vorstellen. Auf das Ergebnis muss man bis nach der Entwicklung des Bildes warten.

Warum fotografiert man überhaupt noch analog?

Für den Laien oder den digitalen Hobbyfotografen* werden die hier angeführten Gründe wohl kaum einen Systemwechsel nach sich ziehen. Für den Interessierten* oder Profi* aber zeigen sich die Hauptgründe, die für analoge Fotografie sprechen in der Mittelformat- und Großformatfotografie, im Schwarz-/Weiß Film und in Bereichen der künstlerischen Fotografie. Ein 4 x 5 oder 8 x 10 Dia auf einem Leuchtpult gesehen, hat eine Brillanz, Tonwertumfang und Schäfte, die jede weitere Diskussion nichtig macht. (Quelle: www.fotografen-welt.de)

Auch scheint die analoge Fotografie im Rahmen des bereits erwähnten Entschleunigung-Trends eine Renaissance zu erfahren. Vom „Schneller und möglichst viel auf einmal“ wird hier bewusst Abstand genommen und sich vermehrt mit Tätigkeiten auseinandergesetzt, die Konzentration und Ruhe erfordern. Unterstützend kommt hinzu, dass über 80% der Haushalte in Deutschland und Österreich noch über Analogkameras verfügen. (Quelle: www.prophoto-online.de).

Motivation, sich dieser Form der Fotografie zuzuwenden ist, neben der Entschleunigung und dem Vorhandensein der Ressourcen aber auch die Spannung und die Neugier, die Fotos nicht unmittelbar ansehen zu können, sondern sich in Geduld zu üben. Gerade auch die Möglichkeit, selbst Hand anzulegen und im Labor zu entwickeln oder zu vergrößern, sprich, seine Kreativität unter Beweis zu stellen, machen den Reiz aus. Es ist also vor allem das Erlebnis der Fotografie.
(Quelle: www.viennashots.com)

Analoger vs. digitaler Film

Ein kurzer Einblick in die technische Seite, um zu verstehen, was uns bei analogen Filmen in den Bann zieht.

Ein sehr großer Unterschied zwischen analogem und digitalem Film fällt in der Bildästhetik des jeweiligen Mediums auf.

Der analoge Film unterscheidet sich vor allem in seiner Rohheit von seinem digitalen Konkurrenten. Das analoge Filmbild ist kein perfektes. Aufgrund der Herstellungsverfahren von Zelluloidfilm entstehen kleine Bildfehler, welche sich vor allem in Dunkelbereichen eines Filmes bemerkbar machen. So entsteht in diesen Bereichen vor allem das Filmkorn, da die Silberkristalle sich in dunklen Bereichen nicht auflösen. Je mehr Licht auf das Silberbromid trifft umso besser löst es sich auf.
Die Körnung innerhalb eines Einzelbildes ist unregelmäßig.
Die Körnung ist nach der Belichtung in dunklen Bildbereichen mit geringer Dichte höher als in Bereichen mit stärkerer Belichtung. Diese Differenz kann mit dem bloßen Auge leicht in einer Kinoprojektion festgestellt werden […]
Dadurch, dass bei der Filmaufnahme das Zelluloid physisch hinter der Linse hindurchgeführt wird, ist das Band ständig in Bewegung. Dieser Umstand führt dazu, dass bereits bei der Aufnahme Bildstandfehler auftreten können. Diese Fehler werden dann in der Filmentwicklung und beim Kopieren verstärkt, da auch bei diesen Arbeitsschritten der Film in Bewegung ist.
Dieses fehlerhafte Bild beschreibt man als Filmlook und genau dieser ist es, an den wir uns seit langer Zeit gewöhnt haben. Auch zieht uns dieses Bild in den Bann. Denn durch die Bewegung im Bild werden unsere Sinne als Zuschauer ständig gereizt und angesprochen.

Einer der bekanntesten Verfechter des analogen Films ist Quentin Tarantino. In seinem letzten Film „Django Unchained (2012)“ setzte er auch auf diese Technik.

Der digitale Film bietet im Vergleich zum analogen Film ein fast klinisches Bild. Es entstehen weniger Bildfehler als beim digitalen Film, wodurch das Bild sehr statisch und sauber wirkt.
Der digitale Film hat aber auch mit Problemen zu kämpfen. So haben die digitalen Kameras einen geringeren Kontrastumfang. Dies hat zur Folge, dass digitale Kameras zwar in dunklen Bereichen sehr gut funktionieren aber in hellen Bereichen schnell einmal ausbrennen (überbelichten).
In der Projektion ist der Unterschied am stärksten zu bemerken. Weil bei einer digitalen Projektion das Bild nicht physisch an der Linse vorbeigeführt werden muss, können auch keine Bildstandfehler entstehen. Das Bild ist wackelfrei und unbewegt.

Je mehr Filme digital produziert und projiziert werden, werden sich auch die Sehgewohnheiten des Zuschauers* ändern. Menschen mit einer hohen Affinität zu dem Medium Film werden es schwerer haben mit dieser Umstellung klarzukommen. Auch Menschen, die mit dem analogen Kino aufgewachsen sind, werden sich mit der Umstellung schwerer tun als diejenigen die in diese Veränderung hineingeboren wurden.
(Quelle: larswerle.wordpress.com)

Analoger vs. digitaler Sound

Laut peak-studios.de zum Beispiel gilt es zwar nicht in jedem Fall, aber hin und wieder soll analoger Sound im Mixing oder Mastering immer noch weit vor Audioplugins liegen.
Beim Mixing werden aufgenommene Tonspuren zusammengemischt. Dabei werden verschiedene Prozesse wie Equalization (EQ), Kompression und Hall-Effekte eingesetzt. Mastering ist der letzte Schritt in der der Audio-Postproduktion. Dabei werden die klanglichen Elemente eines Stereo-Mixes ausbalanciert und die Wiedergabe auf allen Systemen und Medienformaten optimiert.

In der Tat gibt es dazu wissenschaftliche Tabellen und Fakten, die analoges Mixing und Mastering weit vor Audioplugins stellen. Hier geht es also nicht um Zauberei oder nur Bauchgefühl, die Fakten sprechen Bände.

Amy Winehouses Album „Black to Black” (YouTube) zum Beispiel wurde von Mark Ronson rein analog produziert, was 2006 noch außergewöhnlich war. Heute gilt es als probates Stilmittel.

Das heißt aber nicht, dass man einen Nummer Eins Hit nur analog produzieren kann. Es gibt viele großartige Songs die auch digital, rein ITB (in the box) entstanden sind. Wenn aber ein richtig tiefgründiger und satter Sound erzeugt werden soll, ist analog nach wie vor der beste Weg.

Analoge Geräte in der Musik müssen auch nicht verschiedene mathematische Kurven zusammenfügen, um Sättigung, Verzerrung und andere Nichtlinearitäten zu simulieren. Dinge, die der digitalen Klangverarbeitung am schwersten fallen, richtig zu machen. Stattdessen kann analoges Equipment genau den gleichen Effekt mit weit überlegener Genauigkeit erzielen. Und damit perfekt, unperfekte Ergebnisse im Mixing oder Mastering erzielen. (Quelle: www.peak-studios.de).
Anscheinend lieben wir in all der Perfektion genau dieses Unperfekte.

Retro-Trend inzwischen auch eine Frage der Nachhaltigkeit

Wie bereits erwähnt, ist das Interesse an Vintage und Retroprodukten inzwischen auch in anderen Trends begründet. In Trends, in denen sich die Frage der Nachhaltigkeit von Produkten stellt. Wie geht man mit Ressourcen um? Genauso aber auch im Trend zum Minimalismus.

Mit dem fortschreitenden Klimawandel beschäftigt uns das Thema Nachhaltigkeit in allen Lebensbereichen. Auch aus diesem Grund betreiben viele Menschen Retro-Shopping und kaufen lieber Vintage-Kleidung im Second-Hand-Shop, anstatt bei einer „Fast Fashion“ Kette. Ressourcenschonend. Indem wir alte Sachen wiederverwenden, reduzieren wir den Bedarf an neu produzierten Produkten enorm.
Schätzungen zufolge verursacht allein die Modebranche 10 Prozent der weltweiten CO2-Emmissionen. Das ist mehr als die internationale Luftfahrt und Seefahrt zusammen produzieren. Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur wurden durch den Kauf von Textilien in der EU im Jahr 2020 pro Person rund 270 Kilogramm CO₂-Emissionen verursacht. (Quelle: www.europarl.europa.eu)

Wie wir erfahren durften, spielt Vintage nicht nur bei Mode, sondern auch im Bereich Möbel oder Elektronik und Haushaltswaren eine immer bedeutendere Rolle. Denn, bezüglich Nachhaltigkeit kann man feststellen, dass diese Produkte länger halten, da sie oft robuster und hochwertiger verarbeitet sind. Durch die Wieder- und Weiterwendung entsteht weniger Müll. Der achtsame Umgang mit Ressourcen ist folglich auch ein Trend geworden. Ein wichtiger sogar. Im Schnitt tragen Deutsche ein Kleidungsstück nur 7- bis 10-mal, bevor sie es wegwerfen. Im Bereich der Elektronik und bei Haushaltsgeräten ist der Begriff “geplanter Verschleiß” ein Hinweis darauf, dass Geräte heutzutage nicht nur zufällig eine deutlich kürzere Lebensdauer haben als früher.

Auch der Trend zum Minimalismus erklärt die neue Liebe zu Vintage

Auch der Trend zum Minimalismus führt dazu, dass Menschen Vintage-Kleidung lieben. Minimalisten konsumieren häufig bewusst und erwerben lieber wenige hochwertige Vintage-Artikel, anstatt viel günstige Kleidung oder andere Artikel, die rasch entsorgt werden müssen.

Ganz nebenbei führen diese Trends dazu, dass Möbel, Kleidungsstücke und Dekoartikel im (echten oder nachgemachten) Retro-Look immer häufiger zu sehen sind, was unsere Liebe für den Vintage-Style weiterwachsen lässt. Übrigens gibt es in den sozialen Medien zahlreiche Accounts, auf denen Menschen zeigen, wie ihr gesamtes Leben (Kleidung, Inneneinrichtung, Elektronik, Auto etc.) im Vintage-Stil einer vergangenen Epoche gestyled ist (wobei klar ist, dass sie zumindest ein aktuelles Smartphone brauchen, um überhaupt auf den sozialen Medien präsent sein zu können).

Was viele Menschen bei den meisten Konsumgütern vermissen, ist die Authentizität der Produkte. Viele Produkte werden im Ausland unter schlechten Arbeitsbedingungen in Massenproduktion gefertigt und bieten so keine Möglichkeit, sich damit zu identifizieren. Ältere Vintage-Produkte hingegen haben diesen besonderen Charme: Retro lebt von der Vorstellung, dass Qualität und Ästhetik der Artikel über Jahrzehnte anhalten. Das absolute Gegenteil der Idee von Fast Fashion, die darauf abzielt, dass Kunden* möglichst oft neue billige Kleidung zu kaufen. Doch immer mehr Menschen greifen nun lieber zu (echten) Retro-Produkten, die für sie auch einen Wert haben und lange halten.

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