Videoeditor

    kmkb - Beratung für Künstler* & Medienschaffende

    Mit dem Aufstieg von Online-Plattformen, Streaming-Diensten und Social Media wird die Nachfrage nach hochwertigen Videos immer größer. Von epischen Blockbustern bis hin zu viralen Internetclips – der Beruf des Videoeditors bleibt eine Symbiose aus künstlerischem Talent und technologischer Innovation.

    Vermutlich liegt es daran, dass unsere Redakteurin eine 35-jährige Erfahrung als Videoeditorin mitbringt. Ihre Kunstfertigkeit bringt uns auf Instagram einen kontinuierlichen Fluss an Followern und Likes. Nicht zu leugnen ist auch unsere Affinität zur Filmbranche, die uns Filmprojekte und Panels des Filmfests sponsern lässt, voll Faszination für das Medium Film und der damit verbundenen Kultur bzw. Lebensart. Wir kreisen im folgenden Beitrag um das Thema Videoediting. Aber diesmal mit einer kategorischen Beschreibung des Berufs eines Videoeditors*.

    Was macht ein Videoeditor*?

    Seit Jahrzehnten hat sich der Beruf des Videoeditors* zu einem faszinierenden und vielseitigen Feld entwickelt, das die Welt der visuellen Medien maßgeblich prägt. Mit einem künstlerischen Auge und technischem Know-how bewaffnet, gestalten Videoeditoren* nicht nur die Geschichten, sondern auch die Emotionen und Wahrnehmungen der Zuschauer. Sie jonglieren mit Szenen, bearbeiten Farben und Texturen und setzen Musik und Soundeffekte ein, um ein emotionales Erlebnis zu schaffen, das lange nachklingt.

    Praktisch heißt das, dass sie mittels einer Videoediting-Software (Videobearbeitung) in einer dramaturgisch sinnvollen Abfolge Videoclips montieren, diese mit Musik und Soundeffekten unterlegen, Texte, Bilder und Animationen hinzufügen und das Gesamtbild farblich konsistent abstimmen. Im Videoschnitt setzen Sie die vom Redakteur*, Produzenten* oder Regisseur* verfasste Geschichte im gewünschten Format um. Das Boulevard-Magazin, die Reportage, das News-Format, der Werbeclip, der Kurzfilm sind nur einige Formate, die spezifische Schnitttechniken erfordern, um auch die Sehgewohnheiten der Zielgruppen zu berücksichtigen. Von der großen Leinwand bis zum kleinen Bildschirm haben sie damit die Macht, Welten zu erschaffen und Geschichten zum Leben zu erwecken.

    Um besagte Wirkkraft zu entwickeln sind die Aufgabenstellungen eines Videoeditors* interdisziplinär ausgerichtet. Folgende Berufsbereiche überschneiden sich mit denen eines Videoeditors*:

    Ton-Meister*/Assistent*
    Ton-Meister*/Assistenten* sind für die Aufnahme und Bearbeitung von Audio für Videos verantwortlich. Sie sind in größeren Medienunternehmen anzutreffen und kümmern sich bei Tonaufnahmen darum, dass die Tonmischung, die Synchronität und die tontechnische Anpassungen des Tons passen. Bei günstigen Produktionen übernimmt der Videoeditor* die Aufgabe eines Ton-Meisters*/Assistenten*.

    Grafikdesigner*
    Grafikdesigner* gestalten Grafiken, Animationen und visuelle Effekte, die in Videos eingefügt werden. Diese Elemente können dann vom Videoeditor integriert und bearbeitet werden, um das Endprodukt zu vervollständigen. Bei günstigen Produktionen kann der Videoeditor* auf Basis seiner Kenntnisse von Gestaltungsprinzipien und der Nutzung der spezifischen Grafikdesign-Software, die Aufgaben eines Grafikdesigners* mit übernehmen.

    Colorist*
    Coloristen* spezialisieren sich auf die Farbkorrektur und -gestaltung von Videos. Sie können eng mit Videoeditoren* zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die visuelle Ästhetik des Videos konsistent und ansprechend ist. Auch hier kann der Videoeditor* selbständig mit seinen Kenntnissen des Coloring bzw. Color-Grading Farbkorrekturen bzw. -Anpassungen vornehmen.

    Content-Creator*
    Content Creator* erstellen unter anderem Videos für Online-Plattformen, Blogs oder YouTube-Kanäle. Sie können selbst Videoeditier-Fähigkeiten besitzen oder mit Videoeditoren* zusammenarbeiten, um ihre Videos zu produzieren. Nicht selten finden sich in Stellenausschreibungen für Videoeditoren* kleinerer Medienunternehmen Anforderungen, den eigenen Social Media-Kanal bzw. die Kanäle der Kunden* mit zu betreuen.

    Oft ist es so, dass das Budget knapp ist und der Videoeditor* mit dem Redakteur* oder dem Produzenten* allein vor den Monitoren und Mischern sitzen. Dann zählen Flexibilität, Kreativität, Fantasie bei der Ton-Mischung, dem Design und dem Storytelling, um hochwertige Videos für verschiedene Zwecke zu erstellen.

    Berufliche Aufgabenstellungen eines Videoeditors*

    Sichtung und Auswahl von Filmmaterial:

    Der Videoeditor* beginnt oftmals mit der Sichtung des vorhandenen Filmmaterials. Dies kann von verschiedenen Quellen stammen, wie beispielsweise von Kameraaufnahmen, Drohnen, Archivmaterial oder anderen Quellen. Der Editor* muss das Material durchgehen und die besten Szenen auswählen, die in das endgültige Video aufgenommen werden sollen. Eine Konvertierung des Materials mittels Encoder kann dann notwendig sein, um das Material in ein nutzbares Format zu bringen.

    Schnitt und Zusammenstellung:

    Ein wesentlicher Teil der Arbeit eines Videoeditors* ist das Schneiden und Zusammenfügen von Clips. Dies umfasst das Herausnehmen von gewünschten Szenen, das Anpassen der Länge von Clips für den besten Fluss und das Arrangieren der Clips in einer sinnvollen Reihenfolge. Hier orientiert sich der Videoeditor* am Storyboard, der Schnittliste oder dem Drehbuch und folgt den Anweisungen des Redakteurs*, Produzenten* oder Regisseurs*.

    Farbkorrektur und Farbgestaltung:

    Videoeditoren* sind für die Farbkorrektur und Farbgestaltung verantwortlich, um eine konsistente und ästhetisch ansprechende visuelle Ästhetik zu erzielen. Dies beinhaltet das Anpassen von Kontrasten, Helligkeit, Farbtönen und Farbsättigung, um sicherzustellen, dass alle Szenen im Video visuell zusammenpassen.

    Audio-Bearbeitung:

    Neben der Bearbeitung des Bildmaterials kümmert sich der Videoeditor* auch um die Audio-Komponente des Videos. Das Hinzufügen von Hintergrundmusik, Dialogen, Soundeffekten und das Ausgleichen der Tonspuren sind wichtige Aspekte, um sicherzustellen, dass das Video auch akustisch konsistent und ansprechend ist.

    Hinzufügen von Grafiken und Animationen:

    Je nach Bedarf fügt der Videoeditor* Texte, Titel, Untertitel, Übergänge, Grafiken oder Animationen hinzu. Diese Elemente können Informationen vermitteln, die Handlung unterstützen oder einfach das visuelle Erscheinungsbild des Videos verbessern.

    Effekte und visuelle Verbesserungen:

    Videoeditoren* können auch spezielle visuelle Effekte hinzufügen, um das Video interessanter zu gestalten. Dies umfasst Überblendungen, Greenscreen-Effekte, Bildstabilisierung, Zeitraffung, Zeitlupe und mehr.

    Qualitätskontrolle und Ausgabe:

    Nachdem das Video bearbeitet wurde, ist es die Aufgabe des Videoeditors*, sicherzustellen, dass die Qualität auf höchstem Niveau ist. Dies beinhaltet die Überprüfung von Bild- und Audioqualität, das Testen auf Fehler oder Unstimmigkeiten sowie das Ausgeben des finalen Videos in den richtigen Formaten und Auflösungen für die jeweilige Verwendung (Online, Fernsehen, Kino usw.).

    In vielen Fällen arbeiten Videoeditoren* eng mit Regisseuren*, Produzenten*, Kameraleuten*, Grafikdesignern* und anderen zusammen. Diese Zusammenarbeit ist wichtig, um sicherzustellen, dass das endgültige Produkt den Anforderungen des Projekts entspricht und eine konsistente Vision verfolgt wird.

    Was verdient man als Videoeditor*?

    Die Vergütung eines Filmeditors* kann je nach mehreren Faktoren stark variieren, darunter Erfahrung, Standort, Art des Projekts, Arbeitszeit und Art des Beschäftigungsverhältnisses (freiberuflich oder fest angestellt).

    Hier sind grobe Schätzungen für beide Szenarien:

    Freiberufliche Tätigkeit:

    Stundensatz: In vielen Ländern können freiberufliche Filmeditoren* pro Stunde bezahlt werden. Der Stundensatz kann stark variieren, abhängig von der Erfahrung und dem Standort des Editors. Im Allgemeinen kann der Stundensatz für freiberufliche Videoeditoren* zwischen 30 € bis 100 € oder mehr liegen.

    Tagessatz: Bei umfangreicheren Projekten wird oft ein Tagessatz vereinbart. Dieser kann zwischen 300 € bis 1000 € oder mehr liegen, abhängig von der Erfahrung und dem Umfang des Projekts.

    Projektbasierte Vergütung: Für längere Projekte oder Festpreisvereinbarungen kann die Vergütung auf Basis des gesamten Projekts berechnet werden. Hierbei können Beträge zwischen 500 € bis 5000 € oder mehr pro Projekt möglich sein, je nach Umfang und Anforderungen.

    Festanstellung:

    Jahresgehalt: Festangestellte Filmeditoren* in Filmstudios, Produktionsfirmen oder Rundfunkanstalten können Jahresgehälter erhalten. Die Vergütung kann stark variieren, abhängig von der Größe des Unternehmens, dem Standort und der Erfahrung des Editors*. Einsteiger* können in den ersten Jahren mit etwa 30.000 € bis 50.000 € pro Jahr rechnen.
    Laut stepstone.de, März 2024, mind. 32.100 € und max. 51.400 €

    Zusätzliche Leistungen: Festangestellte können auch zusätzliche Leistungen wie Krankenversicherung, Rentenpläne, Urlaubstage und andere Benefits erhalten, die nicht immer in freiberuflichen Verträgen enthalten sind.

    Es ist wichtig zu beachten, dass diese Zahlen sehr allgemein sind und je nach Land, Region und Währung erheblich variieren können. Auch die Verhandlungsfähigkeit des Editors*, die Qualität seiner Arbeit und das Renommee in der Branche können die Vergütung beeinflussen. Im Zweifelsfall ist es immer ratsam, sich an Berufsverbände (z.B. Berufsverband Videoeditoren BFS) oder Branchenkollegen* zu wenden, um aktuelle und genaue Informationen über die Vergütung zu erhalten.

    KI in der Videoproduktion – wie künstliche Intelligenz den Beruf des Videoeditors* beeinflusst

    Viele Arbeitsschritte wiederholen sich bei der Bearbeitung und Montage von Videos. Das ist z.B. die Transkription und Montage von Untertiteln. Oder auch die Verbesserung von Ton- und Bildsequenzen. Softwarebasierende Algorithmen unterstützen den Videoeditor* bei seiner täglichen Arbeit. So bequem und zeitsparend die Nutzung der in die Schnittsoftware integrierten Funktionen ist, so schwerwiegend sind die Konsequenzen deren Nutzung.

    Handwerkliche Fähigkeiten sind in Gefahr zu degenerieren. Fähigkeiten, wie Timing, visuelle Vorstellungskraft, Komposition und Detail-Verständnis, um ein paar zu nennen, laufen Gefahr, von einem kollektiv akzeptierten subjektiven Wahrnehmungskonsens in Kauf genommen zu werden. Bestimmt die Software Trends?

    Klar ist, dass etablierte Spezialisten* in der Videobearbeitung, wie Coloristen*, Ton-Meister* und sogar Videoeditoren* durch Software-Operatoren* bzw. Prompter ersetzt werden können. Die Spezialkräfte, Teil einer jeden Videoproduktion, werden nicht mehr gefordert. Das wird besonders in den Stellenbeschreibungen sichtbar.

    Hier folgt eine Auflistung der Tätigkeitsbereiche, die von KI-Unterstützung betroffen sind:

    Automatische Transkription und Untertitelung:
    KI-Tools können automatisch Videos transkribieren und Untertitel erstellen, was den Videoeditoren* viel Zeit spart.

    Bild- und Tonverbesserung: KI kann automatisch Bild- und Tonqualität verbessern, Rauschen reduzieren und Farbkorrekturen vornehmen.

    Content-Erkennung und Organisation, automatische Inhaltsidentifikation: KI kann den Inhalt von Videos analysieren und automatisch Tags oder Metadaten hinzufügen, was bei der Organisation und dem Auffinden von bestimmten Szenen oder Elementen hilft.

    Gesichts- und Objekterkennung: KI kann Personen oder Objekte in Videos erkennen, was die Identifikation von wiederkehrenden Elementen erleichtert.

    Automatische Schnittvorschläge: Basierend auf Algorithmen kann KI automatisch Schnittvorschläge machen, basierend auf dem Inhalt und den gängigen Konventionen.

    Stil- und Effektvorschläge: KI kann Vorschläge für Stile und Effekte machen, die zu einem bestimmten Video passen könnten.

    Anpassung an Zielgruppen: KI kann helfen, Videos automatisch an verschiedene Zielgruppen anzupassen, indem sie analysiert, welche Arten von Inhalten am besten funktionieren.

    Optimierung für Plattformen: Plattformspezifische Optimierung, wie z.B. automatische Anpassung von Videoformaten und -längen für verschiedene Social-Media-Plattformen.

    Videoeditoren* müssen notwendigerweise lernen, wie man mit KI-gestützten Tools arbeitet und diese effektiv in ihren Workflow integriert. Während KI viele Aufgaben automatisieren kann, bleibt die kreative Vision und das menschliche Urteilsvermögen entscheidend für den Erfolg eines Videos.

    Per Ausbildung oder Studium zum Videoeditor

    Ausbildung als Film- und Videoeditor*in

    Seit dem 01. August 2020 wurden die Ausbildungsberufe im Bereich der technischen Medienproduktion („Mediengestalter*in Bild und Ton“ und „Film- und Video-Editor*in“) vereinheitlicht und zu einem Beruf zusammengefasst. Die duale Berufsausbildung ist nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) geregelt und dauert drei Jahre, was auf zwei Jahre verkürzt werden kann.

    Unternehmen, die diesen Ausbildungsberuf bieten, gibt es wenige, zu besetzende Stellen umso mehr. Eine Suche auf arbeitsagentur.de bietet einen Einblick in die unterschiedlichste Aufgabenstellung, die an Videoeditoren gestellt werden.

    Ausbildungs- bzw. Studienplatz-Anbieter:

    Der Berufsverband Filmschnitt Editor e.V. bietet umfangreiche Informationen für eine Ausbildung als auch für ein Studium.

    Beitrag zum Thema Videoeditor*

    Vom Perforationsloch zum Pixel. Von der Cutterin zur Videoeditorin.