kmkb Veranstaltungsreihe 2022: „Demokratie & Kultur“

21/01/2022

Wie viel Furcht verträgt eine Demokratie?

Das politische Klima hat sich in den letzten fünf Jahren nicht nur in Deutschland stark verändert. Heute sind viele Parteien mit menschenverachtenden und antidemokratischen Konzepten im europäischen Parlament vertreten. Grund zur Sorge oder Zeichen stabiler Streitkultur?

Die Pandemie macht sichtbar, ist Zündstoff, ein Brennglas und zeigt einmal mehr auf, was die unverzichtbaren Voraussetzungen für gesellschaftliche Diskurse sind: Bildung, Wissen und die Fähigkeit, über den eigenen Tellerrand zu sehen.
Wir sind gefordert, Unsicherheiten und Widersprüche auszuhalten und festzustellen, wie begrenzt wir sind.

Sorge:

Privatheit und öffentlicher Raum verschmelzen miteinander in rasender Geschwindigkeit. Die digitale Welt schürt diesen Prozess. Fakten werden durch Fake News, Wissen durch Glauben ersetzt.

Die Pandemie macht sichtbar, ist Zündstoff, ein Brennglas und zeigt einmal mehr auf, was die unverzichtbaren Voraussetzungen für gesellschaftliche Diskurse sind: Bildung, Wissen und die Fähigkeit, über den eigenen Tellerrand zu sehen.
Wir sind gefordert, Unsicherheiten und Widersprüche auszuhalten und festzustellen, wie begrenzt wir sind.

These:

Wenn Wissenschaft Verachtung erfährt, ist demokratischer Diskurs gefährdet, dann sind Streitkultur und Konfliktbewältigung Themen, die uns herausfordern.

Fakt:

Anonymisierte Fehlinformationen, emotionalisierte Radikalität und menschenverachtende Äußerungen sind Alltag auf sozialen Plattformen. Seit langem prägt geistige Brandstiftung die digitale Welt. Bei den Corona Demonstrationen zeigt sich der sogenannte Wut-Bürger als Hass-Bürger. Seine laute Stimme wird zur körperlichen Wirklichkeit. Ist der Raum des Sagbaren größer geworden, das Recht also, Recht zu haben? (Hannah Arendt) Wie viel Recht haben, Recht zu haben, verträgt eine Demokratie?

Welche Strukturen benötigen wir?

Streitkultur und Konfliktbewältigung

Welche Strukturen benötigen wir, um eine humanitäre Grundhaltung und Menschenrechte zu verinnerlichen, die hart erkämpft worden sind? Schützt uns Bildung? Streitkultur leben ist nicht nur ein kognitiver Vorgang. Es ist auch ein emotionaler. In existenziell bedrohten Zeiten ist emotionale Bildung, soziale Kompetenzen wie Empathie, Kommunikationsfähigkeit und Ambiguitätstoleranz ausschlaggebende, um Unsicherheiten auszuhalten. Die Pandemie zeigt uns einmal mehr, wie gefährlich ein autoritärer Politikstil wie in Ungarn oder Brasilien sein kann. Verweigerung nachzudenken, zu zweifeln, sich infrage zu stellen gefährdet Gemeinschaften. „Wie viel Wahrheit also ist dem Menschen zumutbar?“ (Ingeborg Bachmann) Wie viel Transparenz, Partizipation und Widerspruch verträgt eine Gesellschaft? Und welche Fakten sind nun wahrhaft? Und wie bewerten wir sie im Dschungel der digitalen Informationsflut?

Bildungsprozesse enden nicht mit Abschlussnoten. Sie finden ein Leben lang statt: In Familien, am Arbeitsplatz und in politischen Kontexten. Der Einzelne* ist Teil dieser Systeme. Er gestaltet mit, ob er will oder nicht, ob passiv oder aktiv. Man kann sich nicht nicht verhalten (Paul Watzlawick).

Um Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu gestalten, sind Bildungsprozesse unabdingbar. Identität fällt nicht vom Himmel. Kulturelles Erbe muss ins Bewusstsein der Gegenwart Einzug finden. Geschichte darf nicht vom Ende her gedacht werden.

Vorsicht ist geboten, Wachsamkeit! Vergangenheit ist niemals „Ein Vogelschiss der Geschichte“ (Alexander Gauland, 2018)!

Ernsthaft:

Lassen Sie uns besinnen. Einen Moment der Stille schaffen. Aus der Spaß- und Konsumgesellschaft heraustreten.

Dem strukturellen Anpassungsdruck entfliehen, der es verunmöglicht, Komplexität zu erkennen und zu verarbeiten.

Mit unserer Veranstaltungsreihe 2022 „Demokratie & Kultur“ wollen wir diese Stille schaffen. Und nicht zuletzt wieder und wieder erinnern, dass Kulturarbeit kein Ehrenamt ist, dass Künstler* nicht nur im Unterhaltungs- und Freizeitsektor anzusiedeln sind, oder als Imageträger Wirtschaft ankurbeln.
Als Netzwerk und Bildungseinrichtung für Kunst- Medien und kreative Berufe sehen wir unsere Aufgabe u. a. darin, politische wie marktorientierte Entscheidungsträger* zu sensibilisieren, zu unterstützen und zu fordern, Rahmen- und Arbeitsmarktbedingungen von Kulturarbeitenden zu verbessern, um, wie es im aktuellen Koalitionsvertrag festgehalten wurde, Demokratie zu sichern:

Koalitionsvertrag

Termin Auftaktveranstaltung

Lesung mit Rüdiger Bach

kmkb Lesereihe mit Rüdiger Bach

Text: BRACHLAND von Brian Lausund

„Die Geschichte lehrt uns, aber sie findet keine Schüler“ – Ingeborg Bachmann

Der Schauspieler, Produzent und Autor liest einen Auszug aus dem Monolog “Brachland” von Brian Lausund. Ein Stück über Rechtsextremismus – Diskriminierung – Rassismus

Moderation: Nicola Trub

Wann: 27.01.2022 – 19:00 Uhr

Wo: Auf YouTube

Mehr zur Lesung mit Rüdiger Bach

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