kmkb - DOK.fest München vom 04. bis 15. Mai 2022

Der Dokumentarfilm: Filmisch dargestellte Wirklichkeiten

25/05/2022

Das DOK.fest München: „Die Kunst der Stunde“

Gerade ging das seit 2019 größte Dokumentarfilmfestival in Deutschland, das 37. Internationale „DOK.fest München“ zu Ende. Eine der relevantesten Plattformen für Dokumentarfilm in Europa, auf der herausragende Dokumentationen aus aller Welt präsentiert werden. Ein guter Grund, diese zweiwöchige Veranstaltung zum Anlass zu nehmen, um sich näher mit dem Thema „Dokumentarfilm“ zu beschäftigen und einige Aspekte zu beleuchten.


Die Philosophie des Festivals selbst:

“Wir sehen im Dokumentarfilm eine Kunstform, die mit den Mitteln der filmischen Ästhetik relevante Werte verhandelt und auf gesellschaftlicher, persönlicher, wie künstlerischer Ebene zum Dialog einlädt. Dokumentarfilm ist die Kunst der Stunde“.

FFF Förderpreis Dokumentarfilm

Mit dem FFF Förderpreis Dokumentarfilm, gestiftet vom FilmFernsehFonds Bayern, werden beim DOK.fest München lokale Nachwuchsregisseure* honoriert. Der Preis wird reihenübergreifend vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert. Er geht an junge Dokumentarfilmemacher*, die in Bayern leben und deren Film beim Festival zu sehen ist.

Dieses Jahr wurde Felix Klee, Student in der Abteilung Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik (Leitung: Prof. Karin Jurschick) an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) München, für seinen Dokumentarfilm HOAMWEH LUNG (Drehbuch, Regie, Kamera, Produktion: Felix Klee. Ton: Stefan Möhl) mit diesem Preis ausgezeichnet. Felix Klee besucht mit HOAMWEH LUNG den Ort, an dem er aufgewachsen ist, einen Hof in Niederbayern. Von dort aus ist er losgezogen um zeitbasierte Medien und Malerei an der Akademie in München zu studieren, Preise und Stipendien zu gewinnen, und um zurzeit an der HFF zu weilen. Aus der Jurybegründung: „HOAMWEH LUNG setzt das Gefühl der Nostalgie in Bildern um, tastend, spielerisch. Klee holt Erinnerungen hervor, streng in Schwarz-Weiß, mit Hilfe von alten Fotografien, neueren Filmaufnahmen, durch Montage, Animation und 3D-Mapping. Die Jury hat der Mut beeindruckt, mit dem Klee seine eigene Formsprache kreiert. Dies ist kein Film des verklärenden Weißt-du-noch, vielmehr der Versuch, das Gefühl von Abschied und Verlust mit verschiedenen, in diesem Zusammenhang ungewöhnlichen Stilmitteln zu fassen und in lakonischen Bildern und wenigen Worten festzuhalten.“

„Nach dem Happy End“

Wir waren selbst vor Ort auf dem DOK.fest und sind in filmisch dargestellte Wirklichkeiten eingetaucht. Besonders nachhaltig berührt hat uns der Film „Nach dem Happy End“ der Autorin und Regisseurin Katharina Köster, die mit ihrem Werk ebenfalls für den FFF Förderpreis Dokumentarfilm nominiert war. Der Coming-Of-Age-Film handelt von Tobi, der nach einer Herztransplantation endlich ins Leben starten will. Dabei merkt er, dass ihm eines fehlt zum Glücklichsein: sein altes Herz. Auf der Fahrt in die Klinik kommen ihm Gedanken wie „Was mache ich, wenn ich das überlebe? Was kommt danach?“ In dem Moment hat er Angst vor allem, was möglich sein wird. Die Herztransplantation glückt. Tobias wird gerettet. Katharina Köster begleitet Tobias über eine Zeit von 10 Jahren, eine Zeit schwerer Kämpfe mit sich selbst und der Welt um ihn herum.

In einem Satz: Was ist ein guter Dokumentarfilm?

„Es ist ein Film, der so viel Geschichte erzählt, dass der Betrachter von Anfang an gepackt ist. Auch wenn das Thema noch so sperrig oder abseitig sein mag – wird er durch die Kunst der Umsetzung vom ersten Moment gefesselt bleiben und sich einlassen.” – so Christiane Lange, Direktorin der Staatsgalerie Stuttgart.

U.a. genau diese Frage beantwortete uns auch die Autorin und Filmemacherin Susanne Mi-Son Quester in einem kurzen Interview (Filme u.a.: „Chao’s Transition“ und „Warum ich hier bin“. Madarinenfilm: https://mandarinenfilm.de). Vielen Dank!

Was macht, Ihrer Meinung nach, einen guten Dokumentarfilm aus?

S. Quester: Für mich muss ein guter Dokumentarfilm eine klare Haltung ausdrücken. Ich möchte spüren, wer hinter der Kamera steht und was für ein Verhältnis er zu dem Geschehen vor der Kamera hat. Je komplexer das Verhältnis ist, desto interessanter ist für mich der Film.

Hat ein Film auf dem Festival Sie persönlich besonders beeindruckt? Und wenn ja, warum?

S. Quester: Auf dem DOK.fest hat mich ein tschechischer Film über die Arbeit von zwei Palliativmedizinern sehr beeindruckt. Das Thema ist natürlich sehr emotional und die Filmemacherin war offensichtlich fasziniert von der Arbeit ihrer Protagonisten. Trotzdem gelang es ihr, einen differenzierten Standpunkt einzunehmen und einen als Zuschauer nicht nur zum Weinen zu bringen, sondern auch zum Nachdenken anzuregen.

Was macht allgemein oder für Sie persönlich die Faszination für Dokumentarfilme, gegenüber beispielsweise Spielfilmen aus? Als Betrachterin. Oder auch aus der Sicht der Filmemacherin.

S. Quester: Als Filmemacherin denke ich eigentlich wenig darüber nach, ob ich einen Spiel- oder einen Dokumentarfilm mache, sondern versuche in erster Linie, eine angemessene Form für mein Thema zu finden. Als Betrachterin interessiere ich mich vor allem für die Beziehung zwischen den Menschen vor und hinter der Kamera. Da hat es natürlich schon eine zusätzliche Faszination, wenn es sich um „echte“ Menschen in einem realen Umfeld handelt – wobei Schauspieler und Spielfilmregisseure natürlich auch „echte Menschen“ sind, und unsere Realität inzwischen so sehr von den Medien durchdrungen ist, dass ihre „Echtheit“ mitunter anzuzweifeln ist.

Was genau ist eigentlich ein Dokumentarfilm?

Ein Dokumentarfilm versucht, die Realität zu zeigen – nichts dazu zu erfinden, nichts zu vernebeln oder schönzufärben, sondern immer ein Stückchen von der Welt, die uns umgibt. Dokumentarfilme bieten Einblicke, die wir sonst nicht bekommen würden. Mit ihnen entdecken die Zuschauer Orte, die sie vielleicht nie besuchen werden. Dokumentarfilme sind vielfältig. Sie konzentrieren Sie sich auf soziale, politische, gesellschaftliche und oft alltägliche Themen. Sie zeigen das Gute und das Schreckliche, Dinge, die einen traurig und wütend machen, aber auch zum Lachen bringen können. Sie helfen, unsere Welt besser zu verstehen. Einige Dokumentarfilmer erklären sie auf ihre ganz persönliche Weise und gehen den Dingen auf den Grund, indem sie Antworten auf wichtige Fragen suchen.

Warum Dokumentarfilm? Was für Dokumentarfilme gibt es? Und welche Varianten des Dokumentarfilm gibt es? All diese Fragen und mehr beantwortet unser Glossar-Eintrag zum Thema Dokumentarfilm.

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